Zyklus: Freiheit - Wildes Tier
Freiheit
Wildes Tier
Weicher Gang auf Samtpfoten, und doch die Bereitschaft zum Zuschlagen, sich Festkrallen.
Die Sprache des Gehens, Schleichens, der Sprung. Alles in Allem ein vollendeter Tanz.
Mit dem Schwanz steuern. Ohren und Augen wach halten. Die Augen wie glühende Punkte in der Nacht.
beissen
sich festbeissen
knurren pfauchen
kratzen Zähne fletschen
Haare aufstellen
mit dem Schwanz schlagen
Ohren spitzen Klängen nachlauschen
Fell sträuben
brüllen
jaulen
gestreckt springen landen
gähnen
Zunge herausstrecken Fell
waschen Fell knabbern
sich ausstrecken
auf den Rücken rollen sich wälzen
liegen mit dem Kopf auf den gestreckten Pfoten
ausatmen einatmen
ausatmen einatmen ausatmen
träumen
ankommen
Felle wachsen lassen
Flüsse durchwaten
Wässer durchschwimmen
heraus steigen mit triefendem Fell
Ich selbst reise den Tieren nicht nach.
Es ist vielmehr als ob sie in mir wohnten.
Als müsste ich sie emporheben aus den Tiefen meiner Seele.
Mir erscheinen ihre Gestalten vielleicht sogar deutlicher als sie in der Natur zu sehen sind.
Sie endlich auf die Radierplatte zu bannen, mutet mich an wie eine Heimkehr.
Ein Zurücktauchen in die Wildheit, in Angst und Zärtlichkeit, in einen tiefinneren Schmerz.
Des Nachts die wilden Schreie.
Therese Eisenmann